Wir sehen junge Männer beim Besäufnis, Kinder beim Spiel zwischen renovierungsbedürftigen Häusern, Verliebte im Zugabteil, Menschen beim Picknick, beim Tanz, in der Warteschlange an der Haltestelle und im Bikini am Ufer des Baggersees. Und diese Fotos bringen jene traurig-schönen Aspekte des Lebens zum Ausdruck, die überall auf der Welt den unzerstörbaren Block des Menschlichen repräsentieren.
Zum Beweis präsentiert Hiepe, der von 1988 bis 1992 in Köln lebte, eine ähnliche Serie von Szenen aus dem Kölner Alltag. Der Vergleich lässt die Erkenntnis aufkommen, dass sich die Menschen in Ost und West, vor und hinter der Mauer doch nicht ganz so sehr unterschieden haben, wie es die meisten Dokumentationen und Festreden zur DDR-Diktatur und Stasi-Überwachungsstaat nahelegen. Ohne die Leiderfahrungen der Opfer in der DDR abzuwerten, ergibt sich die Einsicht, dass Ängste und Einsamkeiten, das Gelingen und das Scheitern von Lebensläufen in der DDR und in der BRD durchaus vergleichbare Erfahrungen aufweisen.